Am 14. Juni 2025 traf sich der Fachbereich II „Ehe-Familie-Partnerschaft“ zu seiner Sitzung im KMBA. Als Referenten haben wir Herrn RDir Christian Senkel vom BMVg Abt EBU III 4 (Einsatzbereitschaft und Unterstützung der Streitkräfte) gewinnen können.
Soldatinnen und Soldaten sind im Einsatz besonderen psychischen Belastungen ausgesetzt. Sie verlassen ihre gewohnte Umgebung, sind monatelang von Familie und Freunden getrennt und leben in einer unsicheren, oft gefährlichen Situation. Im schlimmsten Fall können solche Belastungen zu psychischen Erkrankungen, wie zum Beispiel zu einer Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), führen.
Die Bundeswehr hat deshalb in den letzten Jahren ein Hilfsangebot speziell für Soldatinnen und Soldaten und zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ehemalige Bundeswehrangehörige mit psychischen Leiden aufgebaut.
Zu finden sind diese Informationen auf der Internetseite: www.ptbs-hilfe.de
Auch der Fachbereich Ehe-Familie-Partnerschaft hat Informationen zu dieser Thematik bereits seit langem auch auf seiner eigenen Homepage krisenkompass.de eingestellt. Bei der Auswertung der Statistik zum Aufruf der Seite haben wir festgestellt, dass diese Thematik sehr oft Resonanz findet und haben dies als Grundlage genommen uns über die aktuellsten Informationen vortragen zu lassen. Herr RDir Senkel hat sich spontan bereit erklärt uns an dem Wochenende zu besuchen, an dem auch der 1. Veteranentag in Berlin stattfand, um über die aktuellsten Entwicklungen aus dem Bereich des Beauftragten PTBS zu berichten.
So gehört seit 2024 das Aufgabenfeld „Legacy“ zu den Aufgaben des Beauftragten des BMVg für Posttraumatische Belastungsstörungen und Einsatztraumatisierte.
Dieses Aufgabenfeld ist ein direkter Ausfluss aus den Invictus Games 2023 in Düsseldorf. Ziel ist es, das Vermächtnis dieser Spiele – das heißt die öffentliche Aufmerksamkeit, das Verständnis und die Unterstützung, die durch die Spiele geweckt wurden, in dauerhafte Strukturen und Maßnahmen zu überführen – insbesondere im Sinne der Entstigmatisierung psychischer Einsatzfolgen.
Die Bundeswehr hat sich zum Ziel gesetzt, das Stigma psychischer Erkrankungen aktiv abzubauen. Denn wie Studien des Psychotraumazentrum der Bundeswehr und der Universität Ulm zeigen, bestehen nach wie vor vielfältige Hürden. Viele Angehörige der Bundeswehr befürchten, dass eine psychische Erkrankung als Schwäche, Inkompetenz oder gar Simulation missverstanden werden könnte. Hinzu kommen häufig ein verringertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle oder eine ausgeprägte Therapieskepsis.
Diese Ängste führen nicht selten dazu, dass Betroffene erst sehr spät Hilfe suchen – oft erst nach mehreren Monaten oder Jahren. Die Folgen sind gravierend: Je länger mit einer Behandlung gewartet wird, desto größer ist das Risiko einer Chronifizierung. Und dies ist umso mehr bedenklich, als inzwischen bekannt ist, dass die in der Bundeswehr angebotenen Therapien zu guten und nachhaltigen Erfolgen führen.
Um dem entgegenzuwirken, wurde im April 2025 eine umfassende Informationskampagne gestartet. Ein zentrales Element dieser Kampagne ist ein Online-Selbsttest, der vom Psychotraumazentrum am Bundeswehrkrankenhaus Berlin entwickelt wurde. Der Test richtet sich gezielt an Angehörige von Soldatinnen und Soldaten – also an diejenigen, die oft als Erste Veränderungen im Verhalten oder Erleben ihrer Liebsten bemerken.
Der Fragebogen hilft Angehörigen, eine erste Einschätzung vorzunehmen und gibt Hinweise, wie sie unterstützend wirken können. Ziel ist es, Hemmschwellen zu senken und Betroffene frühzeitig zur Inanspruchnahme professioneller Hilfe zu ermutigen. Der Online-Test ist kostenfrei und anonym zugänglich unter: www.ptbs-hilfe.de
Eine besondere Hilfestellung für Familien bietet u.a. auch das Kinderbuch „Schattige Plätzchen“, das von der Evangelischen Militärseelsorge der Bundeswehr herausgegeben wird. In Form eines einfühlsam gestalteten Comics richtet sich das Buch gezielt an Kinder und deren Familien. Es ermöglicht eine kindgerechte, verständnisvolle Heranführung an das Thema psychischer Belastungen in Folge von Einsätzen.
„Schattige Plätzchen“ hilft dabei, den Dialog innerhalb der Familie zu eröffnen – sowohl um Kindern zu erklären, warum sich ein Elternteil verändert hat, als auch um Betroffenen die Perspektive ihrer Angehörigen näherzubringen. Das Buch ist damit nicht nur ein Werkzeug zur Aufklärung, sondern auch ein Beitrag zur emotionalen Entlastung und Stärkung des familiären Miteinanders.
Darüber hinaus steht das psychosoziale Netzwerk der Bundeswehr allen Bundeswehrangehörigen und deren Familien als erste Anlaufstelle zur Verfügung. Es bietet ein eng verzahntes Unterstützungsangebot aus verschiedenen Fachrichtungen, u.a. dem Sozialdienst der Bundeswehr, dem Psychologischer Dienst der Bundeswehr, dem Sanitätsdienst der Bundeswehr sowie der Militärseelsorge – ganz unabhängig von Konfession, Dienstgrad oder Funktion.
Diese interdisziplinär arbeitenden Dienste kooperieren eng, um frühzeitig niederschwellige Unterstützung anzubieten. Werden Belastungen rechtzeitig thematisiert, können präventive Maßnahmen eingeleitet und betroffene Soldatinnen, Soldaten sowie ihre Familien bei der Bewältigung wirksam unterstützt werden.
Alle Mitglieder des psychosozialen Netzwerks unterliegen selbstverständlich der gesetzlichen Schweigepflicht. Die Kontaktaufnahme ist vertraulich und kann jederzeit erfolgen.
Zögern Sie also nicht frühzeitig Unterstützung anzunehmen – für sich selbst oder für Ihre Angehörigen. Je früher Belastungen erkannt werden, desto besser kann geholfen werden.
Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr
Am Weidendamm 2
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