Fachbereich II: „Ehe – Familie – Partnerschaft“

Familie in der Corona-Zeit – Herausforderungen und unsere Erfahrungen

CORONA prägt unser Familienleben nun schon seit über einem Jahr. Als das Thema CORONA im März 2020 aufkam konnte man sich noch nicht vorstellen, welche Änderungen dies für den normalen Familienalltag in den folgenden Wochen und Monate mit sich bringen sollte.

Ab Mitte März 2020 waren durch den rasanten CORONA-Ausbruch plötzlich unsere Kinder im Alter von 18, 16, 14 und 12 Jahre zu Hause. Die Fallzahlen stiegen täglich weiter an, was mein jüngster Sohn von Beginn an als Hausaufgabe täglich niederschreiben durfte – keiner wusste zu diesem Zeitpunkt so genau was diese Zahlen für die Gesellschaft bedeutete – dies war damals schon ziemlich ernüchternd.

Die Schulen machten sich erste Gedanken, wie sie den Schülern den Stoff überbringen konnten. So richtete man die Internetseite der Schule so ein, dass man unter der jeweiligen Klasse die Aufgaben herunterladen konnte. Zum Teil mussten die Aufgaben ausgedruckt werden, damit sie bearbeitet werden konnten. Das waren oft viele Blatt Papier und der Drucker lief dabei ganz schön heiß. Während meine Frau weiterhin ohne die Möglichkeit für Homeoffice im Büro weiter arbeiten musste konnte ich zumindest in der ersten Phase aufgrund der Auflockerungsmaßnahmen im Büro zu Hause die Kinder tageweise unterstützen. Dies änderte sich als die ersten Konzepte vorhanden waren und vor allem die Führung – also auch Dezernatsleiter – wieder im Dienst erscheinen sollten. Die Kinder waren ab diesem Zeitpunkt also zu Hause auf sich alleine gestellt. Da unsere Kinder zum Glück alt genug waren konnte man sie auch soweit alleine zu Hause lassen – glücklich über diesen Umstand waren wir allerdings nicht. Schlimmer und schwieriger zu lösen war es sicherlich für Familien mit Kindern im Kindergarten- oder Grundschulalter, die man eben nicht so einfach alleine zu Hause lassen kann.

Glücklich schätzten wir uns auch, dass wir die Möglichkeit hatten, bei schönem Wetter den Garten nutzen zu können, um das großartige Wetter zu genießen. Dies brachte einher, dass der Garten noch nie so früh im Frühjahr fertig war wie in diesem Jahr. Wie erging es wohl all denjenigen, die diese Möglichkeit nicht hatten?

Die CORONA-Zeit und der Lockdown führten auch dazu, dass unsere älteste Tochter Ende März 2020 ihren 18. Geburtstag nicht wie geplant mit Freunden feiern konnte. Darüber hinaus konnte sie auch nicht an diesem Tag wie geplant ihre Führerscheinprüfung machen. Dies wird ihr bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben.

Endlich kam der Sommer und der Lockdown wurde aufgehoben. Man konnte endlich wieder ein wenig durchatmen. Man hoffte, dass man nun alles im Griff hätte – aber es sollte anders kommen und die nächste CORONA-Welle rollte bereits auf uns zu.

Als nach den Herbstferien der nächste Lockdown kam gestaltete es sich dann schon um einiges schwieriger. Wieder war es vorbei Freunde zu besuchen und wieder war es die Pflicht die meiste Zeit zu Hause zu verbringen. Keiner wusste, wie lange diese Phase nun dauern sollte. Ich muss noch hinzufügen, dass wir ab September zusätzlich ein 17-jähriges Pflegekind im Haushalt aufnahmen. Da unser jüngster Sohn im September auch das 12. Lebensjahr erreichte war es vorbei mit Sonderurlaubsgenehmigung zur Betreuung von Kindern.

Die Kids sind aufgrund des zweiten Lockdowns seitdem durchgehend zu Hause und am Tag auf sich doch ziemlich alleine gestellt. Wir waren froh, dass alle ein eigenes Laptop hatten, um an den Online-Unterrichten selbständig teilzunehmen. Darüber konnten sich unsere Kinder sehr glücklich schätzen, denn dies war sicherlich nicht in allen Familien der Fall. Dazu kam auch, dass die Qualität der Internetverbindung zu wünschen offenließ. Zudem mussten wir doch feststellen, dass während des Lockdowns die Rate bei Medienkonsum stark zunahm und es sich tlw. sehr schwierig gestaltete die Kinder davon loszubekommen. Natürlich fanden die Jugendlichen immer wieder eine Begründung: Ich muss noch die Hausaufgaben fertig machen…

Unsere Kinder schafften es die Online-Unterrichte und Hausaufgaben selbständig zu managen. Sehr unterschiedlich war dann auch die Wahrnehmung des Lockdowns. Während man ja von den Großen (11. bzw. 12. Klasse) eine gewisse Eigenständigkeit erwarten konnte gestaltete sich der Distanzunterricht bei den Mittelstuflern 7. und 9. Klasse doch sehr unterschiedlich.

Während der eine 4-5 Einheiten Online-Unterricht am Tag hatte sollte die andere in der Woche nur 2-3 solcher Unterrichte haben. So kann man sicherlich zusammenfassen, dass das eine oder andere Kind sicherlich mit den aufgegebenen Hausaufgaben überfordert war/ist und die Hilfe der Eltern dringend bedurfte, die ja erst ab Nachmittag bzw. abends zur Verfügung standen. So kann man schon verstehen, dass das eine oder andere Kind plötzlich davon sprach doch endlich wieder in die Schule gehen zu dürfen. Wer hätte sich diese Frage vor CORONA überhaupt vorstellen können?

Seit der letzten Februarwoche dürfen nun zumindest die Abschlussklassen wieder in die Schule, was allerdings den Betrieb in unserem Haushalt noch sehr wenig entlastete. Es betraf ja nur die Älteste, die im Mai ihr Abitur schreiben soll.

Die lange Zeit „nur“ zu Hause bringt das eine oder andere Kind mittlerweile ganz schön aus der Spur und überfordert sie. Darüber hinaus hat man das Gefühl, dass, wie in einer Umfrage der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW bestätigt, mittelgroße bis schwerwiegende Wissenslücken durch den Lockdown hervorgerufen werden. Wie dies alles kompensiert werden soll ist vielen ein großes Rätsel – auch für uns!

Mit der Entscheidung der Minister am 02.03.2021, dass die Schüler ab dem 15.03.2021 wechselweise wieder Präsenzunterricht haben sollen treten wir in eine neue Phase und freuen uns darüber, dass die Kinder über die Schule auch wieder den verlorenen sozialen Kontakt erhalten.

So hoffen wir, dass die 7-Tage-Inzidenzzahl – obwohl sie derzeit schon wieder steigt – bald wieder fällt und weder die britische noch die brasilianische Mutation eine weitere Verschärfung der Lage mit sich bringt. Man sehnt sich nach Normalität wie Freunde zu treffen, in einem Restaurant essen zu gehen oder einfach in Geschäften bummeln zu gehen.

 

Walter Raab

Familie in der CORONA-Zeit – Herausforderungen und unsere Erfahrungen
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Das Foto zeigt den Vorsitzenden des Fachbereiches II: OTL Walter Raab
Geschrieben von
Walter Raab

OTL Walter Raab ist seit 2013 Vorsitzender des Fachbereiches II „Ehe, Familie und Partnerschaft“ und beleuchtet aktuelle Themen zu Familie und Dienst.

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