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Bericht einer Betroffenen
Mein Leben verlief bis zu einem Freitagabend im Mai vor 10 Jahren völlig unspektakulär.
[Ergänzende Anmerkung: Wir erhielten den Bericht im Sommer 2013]
Verheiratet, ein guter Job in der Bank, ein Eigenheim mit Garten im Umland von Frankfurt. Eigentlich alles in Ordnung, eigentlich.
Inzwischen bin ich schon lange geschieden und weil ich nicht mehr im selben Ort wie mein Exmann leben wollte, zog ich in die Großstadt – nach Frankfurt. Dort habe ich wieder einen Job bei einer großen Versicherung gefunden.
Mein damaliger Nachhauseweg führe mich an einer Spielautomatenhalle vorbei.
Dergleichen hätte mich früher nie interessiert, aber da hatte ich auch noch einen Partner und Freunde -soziale Kontakte-, die fehlten mir seit meinem Umzug total. Also fuhr ich diesmal nicht daran vorbei, ich ging hinein.
Ich hatte Pech, 500 Euro ratterten unten aus dem Kasten und so blieb es nicht bei einem Mal. Ich spürte ein Nervenkitzel, ein gutes Gefühl – fast wie Verliebtsein.Es kam, wie es kommen musste: Irgendwann schaffte ich es nicht mehr, daran vorbeizufahren, es zog mich magisch in die Spielhalle, ich war „infiziert“ und ging immer wieder hin. Natürlich gewann ich nicht immer, sogar kaum noch, meistens war das Geld verloren, das ich oben in den Automaten steckte. Aber diesen Verlust galt es ja schließlich wieder wettzumachen, so dachte ich.
Aber das hat natürlich nicht funktioniert.
Ich wurde süchtig, süchtig nach den Spielautomaten, dem Gefühl, dem Kribbel.
Meine Nächte verbrachte ich in der Spielhölle, tagsüber bin ich fast am Schreibtisch eingeschlafen. Nach mehreren Gesprächen mit meinem Vorgesetzten und ein paar Abmahnung erhielt ich meine Kündigung, aber so hatte ich wenigstens mehr Zeit für die „wichtigen“ Dinge im Leben – dem Spielen. Noch war Geld kein Problem, hatte mich mein Exmann doch für unser gemeinsames Haus abgefunden.
Wie ging es weiter? Ich wurde körperlich krank, psychisch war ich es ja bereits.
Schlafmangel, ungesunde Ernährung, kein soziales Umfeld forderten irgendwann ihren Tribut. Ich war völlig abgemagert, meine Hände haben gezittert, ich konnte nicht mehr schlafen. Schließlich hab ich mich meinem Hausarzt anvertraut. Er riet mir dringend zum Entzug.
Was nun folgte, war die Hölle.
Entzug in der Gruppe – mit Entzugserscheinungen, wie man sie auch von anderen Suchtmitteln kennt. Aber die Gespräche mit anderen Betroffenen taten mir gut, endlich hatte ich wieder Bekannte.
War ich auf dem richtigen Weg? Habe ich es geschafft? Nein!
Ich wurde natürlich rückfällig, schlimmer als vorher. Da mein Geld inzwischen aufgebraucht war, machte ich Schulden in der Spielhalle, verkaufte mein Auto und pumpte meine Mutter um Geld an. Wachgerüttelt aus diesem Teufelskreis wurde ich erst, als meine Mutter starb.
Ich war so weit unten, weiter ging es nicht.
Aber vermutlich muss das so sein, um eine Veränderung zu wollen, um es wirklich zu schaffen. Ich ging für 3 Monate in eine spezielle Klinik. Danach begann ich Schritt für Schritt mein Leben neu zu ordnen. Eine kleine Wohnung, ein paar Bekanntschaften in der Nachbarschaft und ein Ausbildungsprogramm vom Arbeitsamt.
Das ist nun zwei Jahre her, zwei „trockene“ Jahre. Wie bei einem Alkoholiker die Schnapspraline reicht, ist es bei mir die Automatenmusik im Kopf.
Gut die Hälfte aller Spieler zieht es zurück in die Automatenhölle.
Aber ich will stark sein, diesmal hab ich mir vorgenommen: „Ich muss es schaffen!“ Mir ist bewusst, dass das Spiel nur eine Flucht vor der Realität ist und dieser will ich mich stellen.“
[In eigener Sache: Wir bitten um Verständnis, dass die Autorin unerkannt bleiben will und ihr Name desgewen geändert/nicht genannt wurde.]
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