Demenz ist der Oberbegriff für mehr als 50 Krankheitsformen, von denen Alzheimer die häufigste ist. Die Erkrankung ist nicht heilbar. Im Verlauf sterben Nervenzellen im Gehirn ab, was zu Beeinträchtigungen von Gedächtnis, Denkvermögen, Orientierung, Lernfähigkeit und Urteilsvermögen führt. Eine selbstständige Lebensführung wird bereits in den Frühstadien erschwert, die Spätstadien sind durch umfassende Hilfe- und Pflegebedürftigkeit gekennzeichnet.
Demenz ist eine Familienkrankheit. Mit Betreuung und Pflege über eine Zeitspanne von ca. acht bis zehn Jahren sind erhebliche Belastungen verbunden. Dennoch leben etwa zwei Drittel der Erkrankten lange Jahre im vertrauten sozialen Umfeld, meist bei Angehörigen.
Da Möglichkeiten einer Heilung in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sind, müssen sich alle Bemühungen darauf richten, die Lebensqualität Betroffener zu erhalten und das soziale Umfeld zu stabilisieren.
Die Ausweglosigkeit der Situation und die soziale Isolierung überfordern pflegende Angehörige oft. Daher ist es wichtig, Demenzen so früh wie möglich zu diagnostizieren und Betroffene rechtzeitig aufzuklären und zu unterstützen.
1,6 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Demenz. Die Dunkelziffer ist sicherlich noch weit höher. Und die Zahl steigt weiter und das hauptsächlich durch eine immer höhere Lebenserwartung. Nur circa 60% der Demenzen werden entdeckt, davon werden nur 20% zu einer Behandlung überwiesen. Bei 3-8% der Patienten ist eine erfolgreiche Behandlung möglich – sekundäre Demenz!
Es gibt in Deutschland 6 Kompetenzzentren, aber welche Lösungen gibt es heute zu dieser Krankheit? Was das für die Familie und ihre Angehörigen bedeutet wollte uns Herr Andreas Rath von der Alzheimer Gesellschaft Berlin e. V. bei unserer Sitzung am 26.11.2022 etwas näherbringen.
1901 untersuchte Alois Alzheimer als Oberarzt der Städtischen Irren-Anstalt Frankfurt am Main die Patientin Auguste Deter. Die Diagnose lautete Gedächtnisschwäche, Verfolgungswahn, Schlaflosigkeit und Unruhe.
1905 arbeitete Alois Alzheimer an der Psychiatrischen Universitätsklinik in München.
Er erkundigt sich immer wieder nach dem Zustand seiner Patientin. Auguste Deter verstarb im Alter von 51 Jahren.
1906 analysierte Alois Alzheimer die Krankenakte und untersuchte mikroskopisch das Gehirn der Verstorbenen. Er entdeckte die neurofibrillären Bündel in den Nervenzellen (Ablagerungen aus Proteinen), senilen Plaques außerhalb der Nervenzellen (unlösliche Verdichtungen aus Proteinen).
1907 gab es die erste Veröffentlichung Alzheimers zu der Krankheit. 1910 wurde die Krankheit wird nach ihm benannt.
Demenz (Lateinisch: „ohne Geist“) ist eigentlich eine falsche Bezeichnung für den Zustand eines Erkrankten. Es gibt weltweit verbreitete undifferenzierte Ersatzbezeichnungen wie Altersschwachsinn, Verkalkung, Senilität, HOPS.
Demenz ist keine bestimmte Krankheit. Demenz ist ein Ausdruck für eine Kombination von Beschwerden, die bei vielen Krankheiten vorkommen können.
Demenz als Diagnose nach ICD (International Classification of Diseases) setzt voraus eine entscheidende Abnahme der intellektuellen Leistungsfähigkeit mit einer Abnahme des Gedächtnisses und des Denkvermögens UND Beeinträchtigung in den persönlichen Aktivitäten des alltäglichen Lebens.
Formen der Krankheit:
Primäre oder primär degenerative Demenz – 90 % aller Demenzen der über 65- Jährigen.
Demenz ist aufgrund des Verlustes von Nerverzellen im Gehirn, ursächlich im Gehirn selbst begründet.
Viele Nervenzellen fallen aus! Noch vorhandene gesunde Nervenzellen können durch den Verlust eines Großteils ihrer Verbindungen keine normale Leistung mehr erbringen.
Der Demenzkranke lebt völlig normal in seiner Welt, die nicht die unsrige ist!
Er/Sie macht Sachen und Dinge, die wir nicht tun würden!
Der Demenzkranke und der „gesunde Mensch“ verstehen sich nicht mehr!!!
Ergebnis: Wir sind die Verwirrten!
Das Problematische Verhalten zeigt sich in …
Betroffen ist anfangs die Merkfähigkeit für Neues (Kurzzeitgedächtnis), später auch zurückliegende Gedächtnisinhalte (LZG).
Kein ziel- und zweckgerichtetes Handeln mehr, obwohl die Motorik intakt ist (Löffel zum Mund, telefonieren, sich anziehen)
Verlust von Fähigkeiten, Fertigkeiten und deren komplexen Zusammenwirkens erwecken den Eindruck:
„Das ist ein anderer Mensch geworden!“
„Das Problem ist die Erwartung an das Nichts, die Leblosigkeit!“
2 Richtungen
Verbindung von erhaltener Persönlichkeit (z.B. Verantwortungsgefühl) mit Verlusten, gestörten Funktionen (Zeitliche Orientierung) führt zu „unverständlichen“ Symptomen.
Die Eignung für die Demenzbetreuung liegt in der Kunst der Pflege und Betreuung:
Es gibt keine starre Regel! Jeder Fall ist individuell. Man muss ständig experimentieren, sich am Dementen orientieren!
Den Dementen TUN lassen! Eine ordentliche Demenzeinrichtung kann auch unordentliche Phasen haben! Angehörige von der Qualität der Unordnung überzeugen! (siehe Anlage „Haus-Unordnung“)
Dabei sein!! Am Tisch sitzen und mitessen, trinken (Prost). Nie alleine in einem Zimmer lassen.
Ergebnis: Ein Rückzug und ein allein lassen ist katastrophal und führt zur Vereinsamung!
Sprache, Gebärden
Keine „Warum, Wieso, Weshalb, Wozu“ – Fragen! Einfache Fragen stellen, nicht kompliziert.
Dabei auf den Augenkontakt, die gleiche Ebene achten. Aufmerksamkeit erreicht man durch Berührung.
Vertrautheit nutzen
Anknüpfen an gemeinsame Erinnerungen (Biographie!)
Zum Schluss ist es sicherlich schwierig etwas Positives herauszuziehen neben den Herausforderungen im Umgang mit Betroffenen!
Wichtig ist, sich bereits weit vorher die Gedanken zu machen über das, was man sagen wollte, wenn man es dann eben nicht mehr sagen kann! (siehe Anlage „Patientenverfügung Details“)
Eine neue Studie – veröffentlich in der „New England Journal of Medicine“ – zeigt, dass das Medikament Lecanemab den kognitiven Abbau bei Alzheimer verlangsamen kann. Die Forschenden feiern dieses experimentelle Medikament als einen großen Durchbruch in der Alzheimerforschung, doch weitere Forschung ist nötig.
An der Studie haben fast 1.800 Probanden/Probandinnen teilgenommen. Diese Studie hat als Ergebnis gezeigt, dass Lecanemab wie Antikörper agiert und in der Lage ist, schädliche Eiweißablagerungen aus Beta-Amyloid einzufangen. Diese Ablagerungen sind charakteristisch für Alzheimer und stören die Kommunikation in und zwischen den Nervenzellen.
Dieses Medikament kann Demenzerkrankungen, darunter auch Alzheimer, (noch) nicht gänzlich aufhalten, aber die Studienergebnisse zeigen allerdings erstmals, dass das Fortschreiten von Alzheimer angeblich teilweise verlangsamt werden kann.
Noch sind viele Fragen zu klären: Mögliche Nebenwirkungen des Medikaments sind noch nicht bekannt und so müssen längere Studien durchgeführt werden, um Lösungen für Patienten/Patientinnen mit fortgeschrittenerer Krankheit zu finden.
Wir bedanken uns bei unserem Vortragenden, Herrn Rath – von der Alzheimer Gesellschaft Berlin e. V., für seinen Vortrag, seine ausführlichen Informationen und für die Inhalte, die wir mit seiner Erlaubnis auf dieser Seite zum Download bereitstellen dürfen.
Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr
Am Weidendamm 2
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