Fachbereich II: „Ehe – Familie – Partnerschaft“

Wer glaubt, lebt besser

„Wer Glauben hat, zittert nicht, überstürzt nicht die Ereignisse, ist nicht pessimistisch eingestellt. Glauben ist die Heiterkeit, die von Gott kommt.“
(Johannes XXIII)

Besser kann man eigentlich keine Werbung für den Glauben machen. Wer wünscht sich das nicht, ein Leben ohne Angst und einem optimistischen Lebensgefühl. Wer diesen inzwischen selig gesprochenen Papst erlebt hat, weiß, dass diese Worte von seinem Leben gedeckt sind. Inzwischen belegen auch Forschungsergebnisse, dass gläubige Menschen besser und glücklicher leben. Es war für mich wie eine Bestätigung meiner eigenen Erfahrung, als ich vor einiger Zeit auf einen Bericht stieß, der ein Forschungsergebnis aus den USA weitergab. Dort haben Wissenschaftler sehr genau untersucht, wie gläubige und ungläubige Menschen mit ihrem Leben fertig werden. Das Ergebnis: gläubige Menschen leben nicht nur bewusster und erfüllter, sie kommen auch mit schwierigen Situationen besser zurecht und bringen selbst da noch Hoffnung auf, wo Nichtglaubende sich selbst schon aufgegeben haben. Das Fazit dieser Untersuchung war kurz gesagt: Wer glaubt, lebt besser.

Ich möchte es etwas vorsichtiger ausdrücken:
Glaube kann eine wirkliche Quelle des Trostes und der Kraft für ein menschliches Leben sein.

 

Ich entdecke das immer wieder als roten Faden für mein eigenes Leben. Glücklicherweise sind mir bis jetzt ganz schwere Schicksalsschläge erspart geblieben, aber auch in den kleinen und in den mittleren Bedrängnissen war und ist der Glaube an Gott eine ganz tragende Kraft für mich. Als Priester habe ich immer wieder Menschen getroffen, deren tiefer Glaube mich nicht nur beeindruckt, sondern förmlich getragen hat. Viele Kranke erzählten mir, dass sie den Krebs, die Folgen des Schlaganfalls, die schwere Herzerkrankung, die ihr Leben völlig verändert hat, nur aus der immer wieder neuen Hinwendung zu Gott heraus tragen können. Immer wieder konnte ich den Satz hören: „Wenn ich meinen Glauben nicht hätte“.

Vielleicht können Sie selber aus ihrem eigenen Erleben ähnliches erzählen, wie Ihr Glaube in einer konkreten Sorge und Bedrängnis in vielfältigen Nöten wie ein ausgespanntes Netz war, das sie aufgefangen hat, als Sie nichts anderes mehr konnten als sich fallen zu lassen. Glaube ist eine tiefe Quelle der Kraft und der Hoffnung.

 

Aber wo findet man solchen Glauben?
… fragen Menschen, die ihn für sich noch nicht entdeckt haben. Glaube ist und bleibt etwas, das wir Menschen nicht selber machen können, Glaube ist wesentlich Geschenk.

Das erlebe ich selbst immer wieder in meinem eigenen Leben. Da, wo ich gläubiges Vertrauen erzwingen möchte, da entgleitet es mir. Dort, wo ich nur bitten kann: Gott, gib mir Mut zum Glauben, da wächst mir an vielen Stellen Vertrauen zu, oft gerade dort, wo ich es gar nicht vermutet oder erwartet habe. Allerdings bedeutet die Tatsache, dass Glaube ein Geschenk ist, dass ich auch bereit sein muss, dieses Geschenk anzunehmen. Und wenn ich es annehme, dann muss ich den Willen haben, es einzusetzen, es für mich fruchtbar zu machen. Christen versuchen dies, indem sie beten und dabei die Nähe Gottes spüren, indem sie sich zum Gottesdienst versammeln. Denn dort begegnet uns Gottes Sohn Jesus Christus, der den Glauben mit seinem Fleisch und Blut nähren und lebendig erhalten will.

 

Die Bibel ist für den Glaubenden eine unerschöpfliche Quelle des Trostes.
Sie steckt voller Anstöße, die dem eigenen Leben Ziel und Richtung zu geben vermögen.

 

„Wer glaubt, lebt besser“
… das spüren auch die Menschen, die nicht glauben können und uns um unseren Glauben beneiden. So konnte ich es beim abendlichen Bier von einem nicht mehr ganz nüchternen jungen Mann erfahren. Mit seiner Flasche tippte er gegen meine Brust und fragte: „Glaubst du an Gott?“ Darauf war ich nicht gefasst. Kurz vor Mitternacht Sollte ich dem Betrunkenen auf diese Frage antworten? Sollte die Frage vielleicht ein Witz sein? Aber der Betrunkene war noch gar nicht fertig. Bevor ich antworten konnte, fügte er eine zweite Frage an: „Gehst du in die Kirche?“

Was mir da durch den Kopf ging? Sieht man mir den Pfarrer also doch an? Haben Betrunkene vielleicht doch diesen fast hellsichtigen Sinn anderen Menschen gegenüber, den man ihnen manchmal nachsagt?

Ich wollte nicht antworten. Die Situation war mir einfach zu peinlich. Aber das Gesicht des Mannes war mir so nahe, dass ich ihm nicht ausweichen konnte. Ich antwortete dann doch, unüberlegt, spontan. Ich sagte nur: „ja!“ Und eigentlich wollte ich nun weiterreden, ihm erklären, wie ich zu dieser Antwort komme. Wahrscheinlich hatte ich auch Angst vor seiner Reaktion, dass er antworten würde: „Na, dann zeig mir deinen Gott doch mal! Wo ist dein Gott, wenn so viel Schreckliches in der Welt passiert?“ Oder der Betrunkene hätte sagen können: „So, in die Kirche gehst du, du musst es ja auch nötig haben…“

Aber er wollte gar keine Erklärung. Und er wollte auch nichts Zorniges oder Abfälliges loswerden. Er sagte nur – und das überraschte mich wiederum. Er sagte nur: „Mensch, du hast’s gut!“

Erst in diesem Augenblick sah ich den Mann richtig. Sein Gesicht war müde, unendlich traurig, kaputt sah er aus. Weiter hat er nichts gesagt.

Ja, er hat recht, ich habe es gut, denn ich darf mich glücklich schätzen, dass ich von Kindheit an im Glauben aufgewachsen bin und die Worte von Papst Johannes XXIII unterstreichen kann:

„Wer Glauben hat, zittert nicht, überstürzt nicht die Ereignisse, ist nicht pessimistisch eingestellt. Glauben ist die Heiterkeit, die von Gott kommt.“

 

Msgr. Hartmut Gremler, MilPfr. a.D.

Wer glaubt, lebt besser
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