Geschrieben von
Ulrike Gräf
Urlike Gräf ist seit über 20 Jahren ehrenamtlich im Fachberich II: „Ehe-Familie-Partnerschaft“ engagiert.
Ein Erfahrungsbericht darüber, wie unsere Familie von Corona vor neue Aufgaben, Probleme und auch Ängste gestellt wurde.
Auch in der Kaserne meines Mannes leisten die Soldaten einen humanitären Einsatz, in den Altenheimen, Krankenhäusern, Impfzentren usw. Teilweise sogar viele hundert Kilometer weit von ihrer Kaserne entfernt.
Mein Mann war mit Kollegen mit der Koordinierung dieser Einsätze betraut.
Den größten Einsatz hatten wir allerdings innerhalb unserer Familie zu leisten. Unsere Kinder sind mittlerweile erwachsen, fertig mit der Schule und der Universität, leben aber noch in unserem Haushalt. Zum Glück brauchten wir uns nicht mit Homeschooling zu befassen und waren heilfroh deswegen.
Unser Problem begann zunächst mit der Verteilung der Homeofficearbeitsplätze im Haus. Ein PC/Laptop für jeden, ein ruhiger Arbeitsplatz mit gutem WLAN-Empfang musste her.
Ich arbeite 3 halbe Tage und bin alleine in meinem Büro, weshalb ich zum Glück zum Arbeiten außer Haus gehen konnte. Daheim musste ich allerdings stets darauf achten, niemanden zu stören und mich tunlichst mit lästigen Geräuschen wie dem des Staubsaugens zurückzuhalten. Allerdings wohnte ich ja trotz allem mit im Haushalt und musste mich gelegentlich auch mal bemerkbar machen.
Gesteigert wurde die Situation dann, als unser Sohn, der zwischendurch immer wieder mal in einer Zeitungsredaktion tätig war, einen Anruf von seinem Chef bekam, dass 2 Kollegen positiv getestet worden sind. Der Test bestätigte auch unsere Befürchtung, unser Sohn war ebenfalls positiv. Zu dem Zeitpunkt hatten wir ihn schon innerhalb des Hauses isoliert. 2 Zimmer, plus eigenem Bad für unseren Sohn, keine Kontakte zu uns anderen Familienmitgliedern. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte er alle gängigen Symptome der Krankheit. Sein Verlauf war mittelschwer. Wir rechneten alle damit, selbst krank zu werden, uns bei ihm angesteckt zu haben.
Auch wir waren ab diesem Zeitpunkt mit in Sippenhaft in häuslicher Quarantäne, wurden streng durch das Gesundheitsamt überwacht. Plötzlich durfte niemand mehr von uns das Haus verlassen, wir waren darauf angewiesen, durch Freunde und Bekannte mit allem Notwendigen versorgt zu werden. Unser Sohn musste wiederum durch uns sowohl medizinisch als auch essenstechnisch versorgt werden. Des Weiteren musste unglaublich viel geputzt, gewaschen und desinfiziert werden, um das Virus innerhalb des Hauses in Schach zu halten. Zumindest war dies mein Anspruch an mich selbst. Dazu kam die Angst, wie sich die Krankheit bei ihm noch entwickeln und wie es uns weiter ergehen würde.
Zum großen Glück hat niemand von uns dreien Anzeichen entwickelt, wir hatten uns nicht angesteckt. 2 lange Wochen waren wir trotzdem gemeinsam „eingesperrt“.
So etwas ist man nicht gewohnt und auf Dauer schadet es der häuslichen Harmonie in extremer Weise. Immer nur die gleichen Gesichter, nicht nach draußen zu dürfen, ständig auf andere angewiesen zu sein, aber gleichzeitig nicht zur Last fallen zu wollen.
Nach drei Wochen ging es unseren Sohn zum Glück besser. Inzwischen ist er wieder vollständig genesen.
Jetzt hoffen wir inständig, dass die Pandemie bald überstanden ist, dieses Virus durch die Impfung in Schach gehalten werden kann und wir unser gewohntes Leben bald wieder aufnehmen können. Nie war uns stärker bewusst, welch großes Glück es bedeutet, sich frei bewegen zu können, soziale Kontakte zu pflegen, zu reisen und ganz alltägliche Dinge machen zu dürfen.
Und natürlich gesund zu sein.
Urlike Gräf ist seit über 20 Jahren ehrenamtlich im Fachberich II: „Ehe-Familie-Partnerschaft“ engagiert.
Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr
Am Weidendamm 2
10117 Berlin