Bericht über die Teilnahme am Workshop des Wehrbeauftragen

Zusammenfassung Workshop beim Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages am 28.11.2019 mit dem Thema: Vereinbarkeit des Dienstes in der Bundeswehr mit dem Familien- und Privatleben

Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages Herrn Dr. Bartels resümierte dieser, dass das Thema Familienfreundlichkeit weiter ein Thema sein wird, auch wenn es im Bereich der Kinderbetreuung oder Telearbeit bereits große Fortschritte gibt.

Besonders begrüßt wurden der evang. Militärbischof Herr Dr. Rink, der stellv. Militärgeneralvikar Katholisches Militärbischofsamt Monsignore Schilk, Militärgeneralvikar Heimer, die Beauftragte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst in der Bundeswehr Frau Bastek, der Sprecher des Gesamtvertrauenspersonenausschuss Herr OLt Habicht und vom Deutschen BundeswehrVerband der 2. Bundesvorsitzende Herr Hptm Stenmetz.

Anschließend wurden in vier Arbeitsgruppen folgende Themen diskutiert:

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Gruppe I

Der Beruf meines Vaters/meiner Mutter ist Teil meines Lebens – Was brauchen Soldatenkinder?
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Gruppe II

Trauma – wenn Kinder mitleiden
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Gruppe III

Dauer der Stehzeiten in Auslandseinsätzen / einsatzgleichen Verpflichtungen
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Gruppe IV

Reservistendienst und Zivilleben

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte aus den einzelnen Arbeitsgruppen:

 

AG I (selbst daran teilgenommen):

Moderation: Prof. Dr. Elßner (KMBA)

Impulsvortrag: Frau Puhl-Regler, Frau Kessel (ZfG KU Eichstätt)

Inhaltlich sollte es bei dieser AG um folgende Themen im Schwerpunkt gehen:

  1. Wochenendbeziehung
  2. Auslandseinsatz
  3. Umzüge
  4. Rechtfertigung (als Kind einer Soldatenfamilie)

Zu 1) Wochenendbeziehung

  •  Unterscheidung Wochenendbeziehung zu Fernbeziehung
    Fernbeziehung: lange und große Distanz
    Wochenendbeziehung: Ein Elternteil ist während der Woche woanders tätig
  • Kreislauf einer Wochenendbeziehung:
    1. Aufbruchsstimmung, Abreise
      + Vorbereitungen werden getroffen
      + Erklären warum gependelt wird
      + Erinnerungsstück austauschen
      + Verabschiedung
    2. Trauer, Verunsicherung
    3. Stabilisierung, Alltag (Rituale, Kontakthalten, Freunde)
    4. Vorfreude, Wiedersehen
      ⇒ Zusammenfinden am Wochenende, gemeinsames Projekt ist wichtig
      ⇒ Sichere Bindung an Elternteil zu Hause

Zu 2) Auslandseinsatz:

  • Mehrmonatige Trennung
  • Zusätzliche Einsatzvorbereitung, – nachbereitung
  • Eingeschränkte Kommunikation
  • Oft mehrere Einsätze hintereinander
  • Kurzfristiger Einsatz ohne große Vorbereitungszeit
    ⇒ Dies führt zu Veränderungen im Tagesablauf
    ⇒ Negative Stimmung
    ⇒ Heimlichtuerei der Eltern
  • Kreislauf der Gefühle (Anfangserschrecken, Abreise, emotionales Durcheinander, Erholung, Erwartung Heimkehr, Rückkehr)
  • Verschieden Gefühle, unterschiedliche Reaktionen, neue Herausforderungen
    ⇒ Kinder empfinden und reagieren anders als Erwachsene; abhängig von Alter und Entwicklungsstand der Kinder
    ⇒ Dauer, Art und Grund des Pendelns
    ⇒ Eltern-Kind-Beziehung
  • Reaktionen / Typische Ängste bei Kindern bis 6 Jahre (Bindungsaufbau, Magische Phase, Egozentrismus):
    + Fremdenangst
    + Trennungsangst
    + Angst vor Naturereignis
    + Angst vor dem Dunkel
  • Reaktionen / Typische Ängste bei Schulkindern (abstraktes und globales Denken, Selbständigkeit, Ablösungsprozess, Identitätsfindung):
    + Angst vor Sterben, Krankheit, Tod, Verletzung
    + Angst vor Katastrophe
    + Angstträume
    + Angst vor Rechtfertigung

Zu 3) Umzüge:

  • Welche Gründe gibt es für den Umzug / gegen einen Umzug??
    Schule, soziales Netzwerk, Partner beruflich qualifiziert, …
    ⇒ Unterschiedliche Wahrnehmung:
    + vertraute Personen (Familie, Freunde) ⇔ neue Freunde
    + Krippe, Schule ⇔ neue Gruppe, Klasse
    + vertraute Umgebung ⇔ Zurechtfinden im neuen Umfeld
    ⇒ Abschied nehmen Trauer ⇔ Neues wagen und entdecken
    ⇒ Kinder aktiv mit einbeziehen in die Planung
    + welche Veränderungen / Konsequenzen ergeben sich?
    + Erklären was sich nicht ändert!!

 

Neuer Schulweg, neuer Lehrer, neue Regeln in der Klasse, neue Mitschüler, neue soziale Kontakte, Kontakthalten zu den alten Freunden, Angst vor Abgrenzung, Leistungsabfall

Zu 4) Rechtfertigung:

  •  Wertschätzung bei Erwachsenen (Unterschied bei den Kindern)
  • Definition „etwas rechtfertigen“: etwas gegen einen Einwand, Vorwurf verteidigen, als berechtigt hinstellen
  • Wo findet die Rechtfertigung statt? (Kindergarten, Schule, erweiterte Familie)
  • Wofür muss man sich rechtfertigen? (Aufgabe, die Rolle des Soldaten, Schusswaffengebrauch, …)

⇒ Die Nachvollziehbarkeit beginnt in der Familie!!

  • Was hilft?
  1. Sicherheit und Geborgenheit (Rituale, geregelter Ablauf, gewohnte Routinen)
  2. Miteinander sprechen (gute Kommunikation für Nachvollziehbarkeit, ehrliche Antworten)
  3. Einbeziehen Kindergarten und Schule (= Alltag)

Frage nach der Einsatzvorbereitung für Kinder???

AG II: Trauma – wenn Kinder mitleiden Moderation: Dr. Dirck Ackermann (EKA)

Impulsreferate: Militärdekan Fischer (EKA, Prof. Dr. Knaevelsrud (FU Berlin)

  • Nicht jeder leidet
  • Besondere Herausforderungen die begleitet werden
  • Zur Traumatisierung gehört Vermeidung (Inanspruchnahme von Hilfe!!)
  • Hilfe ist vorhanden, wird aber von der Truppe viel zu wenig angenommen (WARUM??)
    + keine Kenntnis??
    + Vorgesetzter will das nicht??

AG III: Dauer der Stehzeiten in Auslandseinsätzen / einsatzgleichen Verpflichtungen Moderation: RDn Menzel (Amt WB)

Impulsvorträge: Dr. Wendl (ZfG), Hptm Steinmetz (DBwV)

  • Dilemma: fachliche Notwendigkeit ó Familie
  • Studie initiiert von Insp SKB: Stehzeit 4 oder 6 Monate??
  • Vertrauen: KEINE schleichende Verlängerung der Einsatzzeit
  • Splitting ist möglich
  • Nachbereitung bei Einsatz 4/6 Monaten unterschiedlich
  • Empfehlung: je länger der Einsatzzeitraum desto belastender, Motivation sinkt
    => Hinweis: sprechen nicht vom Einsatz sondern von Mission!!

 

AG IV: Reservedienst und Zivilleben

Moderation: MDg Müller (Amt WB)

Impulsvorträge: Oberst i.G. Haupt (BMVg), Dr. Söllner (VdRBw)

  • Digitalisierung der Reservisten, um den Kontakt zu halten
  • Zuviel Bürokratie
  • Unterschied Männer und (weniger) Frauen – Handlungsbedarf!!
  • Rechtliche Regelungen im Argen und zu klären: Sozialversicherung ó Freie Heilfürsorge
    + kein Merkblatt vorhanden für Reservist und Arbeitgeber
    + Freiwilligkeit des Arbeitgebers Bereitschaft zu zeigen (verständliche Information geben, welche Vorteile hat der Arbeitgeber?)

Flyer zur Veranstaltung „Vereinbarkeit Familie und Dienstes in der Bundeswehr mit dem Familien- und Privatleben“:

Flyer „Vereinbarkeit Familie und Dienst“ – Seite 1
Begleitete Familienferien 2020 der kath. Militärseelsorge - Seite 2

Flyer – Vorderseite

Flyer – Rückseite